Seestrasse

Ausklappen

Die Seestrasse führt durch fünf markante räumliche Gegebenheiten: Vom Rathausplatz, der historisch gewachsenen städtischen Situation, vorbei am Fürstfeld, einer unbebauten Grünfläche (in Privatbesitz), hin zum Siedlungskörper, der ab den 1950er-Jahren und zwischen 1970 und 1980 sprunghaft gewachsen ist. Es folgt die Militärkaserne und schliesslich das Seeufer. Den baulichen Endpunkt markiert der historische Baustein des heutigen Seehotels, von wo aus sich – endlich – der Blick auf den See, den kleinen Hafen und die Badewiese öffnet.

Quelle: Gemeinde Walenstadt

1 Die ehemalige Prachtstrasse

Als in Walenstadt noch Güter per Schiff und Ross transportiert wurden, hatte die Seestrasse den Stellenwert einer Prachtstrasse. Am Hafen wurden die Waren verladen und auf dem Wasserweg über den See und bis auf den Rhein gebracht. Vor 1848 existierte kein Landweg zwischen Walenstadt und Weesen. Wie wichtig die Seestrasse als Handelsweg und letzte Etappe des Landtransports war, unterstrich lange Zeit eine sehr dichte, hohe und raumbildende Baumallee: Die räumlichen Qualitäten der Seestrasse waren ungleich höher als heute, die Allee spendete Sonnenschutz sowohl für Menschen als auch für die Fuhrwerke. Seit die Baumallee verschwunden ist, fehlt die Akzentuierung der Seestrasse als Hauptverbindung zwischen See und Stadtzentrum gänzlich.

Seestrasse um 1920
Alte Ansichtskarte: Quelle unbekannt

2 Punktuelle Eingriffe

Die Strasse spannt sich vom Ratshausplatz bis zum Hotel Seehof schnurgerade auf. Entlang ihrer Achse findet sich eine punktuelle Abfolge von Landmarks wie markante Gebäude oder landschaftliche Elemente. Orte mit Aufenthaltsqualität sind wenige vorhanden; sobald man aus dem Städtli heraustritt, wird die Strasse zur reinen Bewegungsachse. Ziel ist das schnellstmögliche Erreichen des Seeufers. Durch die Ausbildung von räumlichen «Taschen» könnte die Freiraumqualität erhöht werden. Hierzu existieren verschiedene konzeptionelle Vorschläge wie etwa die Skizze zum Löwenplatz von Lando Rossmaier.

3 Hotel Seehof

Das Hotel Seehof markiert den Abschluss der Seestrasse zum See. Über die Jahre gewachsen, reagieren der Bau und seine Fronten mit unterschiedlichen architektonischen Mitteln auf die entsprechenden Nutzungsbedürfnisse: Zum See hin findet sich eine grosse überdachte Terrasse, die mit ihren Palmen und Steindekorationen mediterrane Riviera-Gefühle aufkommen lässt. Der neuere Teil des Gebäudes umfasst vier Geschosse mit Attika und ist an ein älteres herrschaftliches Haus angebaut; seine Fassade ist klar gegliedert und hat repräsentativen Charakter. Der blaue Wintergarten repräsentiert wiederum eine andere Zeitlichkeit. Der Seehof-Komplex stellt sich als zusammengesetzter Würfel dar, der in seiner Grösse den Abschluss der Seestrasse zu fassen vermag.

4 Walenstädter Schleichwege

Als der Seeweg von und nach Walenstadt prägend war, spielte die Seestrasse die eindeutige Rolle einer Hauptachse. Heute hat Walenstadt ein ausgeprägtes Strassennetz für motorisierte Fahrzeuge. Zwischen und innerhalb der Siedlungskörper findet sich eine grosse Zahl an kleinen Schleichwegen. Diese sind oft eng, beidseitig von dichten Gärten flankiert, gekiest und wirken informell-geheimnisvoll. Sie machen die Wege durch Walenstadt kurz und erlebnisreich. Für Anwohner:innen sind diese Wege vertrauter Teil des Alltags, für Besucher:innen bleiben ihre Qualitäten unentdeckt.

In der Stärkung dieser Wege jenseits der ausgetretenen Pfade liegt sowohl räumlich-gestalterisch als auch ökologisch grosses Potenzial.