Hanfländer
Das Quartier Hanfländer besteht mehrheitlich aus Einfamilienhäusern aus dem späten 20. Jahrhundert. Sie stehen jeweils mittig auf ihrer Parzelle und sind rundum umgeben von Gärten. Mit der guten Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz und der tiefen Bebauungsdichte, birgt das Quartier Potenzial für eine Entwicklung innerhalb der bestehenden Baugebiete. Trotz Bestrebungen zu Verdichtung gilt es, die bestehenden Qualitäten des Quartiers zu erhalten und zu stärken.
1 Individualität
Ein Grossteil der Häuser im Quartier entspricht derselben Typologie, einige davon erscheinen auf den ersten Blick sogar beinahe identisch. Beim genauen Hinsehen fällt jedoch auf: Über die Jahre nahmen die Bewohnerinnen und Bewohner je für sich Modifikationen an Haus und Garten vor, die jedem Gebäude und Umschwung individuelle Charakterzüge verliehen. Diese über die Zeit entstandene Einzigartigkeit macht einen wichtigen Teil des allgemeinen Charakters und Charmes des Quartiers aus.
2 Anbau als Alternative zum Abbruch
Eine Siedlungsentwicklung ist häufig mit der Erhöhung der Ausnutzungsziffer verbunden. Das bedeutet, dass auf einer Parzelle neu mehr Volumen gebaut werden kann, als bisher darauf stand. Die Kombination aus den mittig auf der Parzelle platzierten Gebäude und den gesetzlichen Abstandsregelungen erschwert in unserem Fall eine Erweiterung der bestehenden Häuser. Folglich werden die Gebäude oft vor dem Ende ihres Lebenszyklus abgerissen und durch Neubauten mit grösserem Volumen ersetzt.
Um Ressourcen zu schonen und um zu vermeiden, dass die bestehenden Charakteristiken und Strukturen des Quartiers verloren gehen, sollte es möglich bleiben, den Bestand zu erweitern. Und so sicherzustellen, dass der Ersatzneubau nicht die einzige Option darstellt.
3 Strassenraum als Aneignungsraum
Die Quartierstrassen des Hanfländers sind wenig befahren und dienen nur der Erschliessung der Häuser. Diese geringe Frequentierung birgt das Potenzial, den Strassenraum verschiedenartig zu nutzen: Als erweiterter Aussenraum wird die Strasse zur Spielstrasse, zum Treffpunkt, zum angeeigneten Aufenthaltsbereich.
4 Hier wohnt sich’s schön
Die Wohnqualität eines Einfamilienhausquartiers umfasst verschiedene architektonische Themen: Die Orientierung der Einzelhäuser in mehrere Himmelsrichtungen erlaubt eine abwechslungsreiche Abfolge von Räumen im Inneren wie auch im Aussenraum. Die punktuelle Bebauung erlaubt Blickbezüge in die Weite und lässt viel bespielbaren Grünraum frei. Die verschiedenen Grade von Privatheit in den Aussenräumen schafft den Bezug von Innen und Aussen. Solche Qualitäten sollten bei einer Siedlungsentwicklung aufgegriffen werden, um den Charakter zu erhalten und zu stärken.
5 Spielplatz als Geheimtipp
Inmitten des Quartiers findet sich der Spielplatz an der Rossweidstrasse. Er ist – im Gegensatz zu den restlichen Grünflächen des Quartiers – die einzige für alle zugängliche und nutzbare Freifläche abseits des Strassenraums. Weil der Spielplatz genau einer Parzelle entspricht, ist er durch die angrenzenden Häuser räumlich gut gefasst und öffnet sich zur Strasse. Wie eine kleine Bühne lädt der Ort dazu ein, ihn zu betreten und zu verweilen. Die einfach gehaltene Ausstattung auf der grünen Wiese macht es möglich, sich den Raum niederschwellig anzueignen.
6 Wohnen in Walenstadt
Ca. 70 % des Siedlungsgebiets von Walenstadt besteht heute aus Einfamilienhäusern, wovon einige Stadtteile über ähnliche Gegebenheiten aufweisen wie das Hanfländerquartier. Die hier beschriebenen Themen lassen sich – wie auch im Raumkonzept beschrieben – auf diese Quartiere übertragen. Hier wie dort gilt es, mit Mut und Fingerspitzengefühl gleichermassen die Qualitäten zu finden und zu fördern.